Rede von Ministerpräsident Peer Steinbrück...

 

...zur Eröffnung der Bilanz- und Perspektivkonferenz der Agenda 21 NRW am 26. November 2003 in Bonn (Auszug)

 

(...) Wir werden nur zusammen und nur mit gemeinsamen Anstrengungen Erfolg haben, wenn wir in der Zukunft wirtschaftlich leistungsfähig, sozial ausbalanciert und ökologisch verträglich wirtschaften und leben wollen. Und ich freue mich, dass dieser Ansatz in der Wirtschaft zunehmend Fuß gefasst hat.

 

Ich habe den Eindruck, dass sich etliche unserer großen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen, weil sie wissen, dass Zukunftsmärkte besonders mit energie- und ressourcenschonenden Angeboten zu gewinnen sind, und weil sie zunehmend festgestellt haben, dass es für sie betriebswirtschaftlich auf mittelfristige Sicht sehr attraktiv und sinnvoll ist. Wir schaffen es vielleicht zunehmend, volkswirtschaftliche Vernunft und volkswirtschaftliche Rationalität mit betriebswirtschaftlichen Kalkülen enger in Verbindung zu bringen, und zwar gerade bei Themen der Ver- und Entsorgung, der Nutzung von Rohstoffen und dem pfleglichen und sparsamen Umgang mit ihnen.

 

In dem Maße, in dem es Unternehmen gelingt, energie- und ressourcenschonende Verfahren und Produkte zur Marktreife zu entwickeln, steigt offensichtlich auch das Vertrauen selbst eines so flüchtigen Rehs wie des Börsen-Kapitals in die Zukunftsfähigkeit eben dieser Unternehmen. Ich fand den Besuch an dem Stand sehr aufschlussreich, wo mir gesagt wurde: „Gucken Sie sich mal die Entwicklung des DAX und des Dow Jones Sustainability Index genau an", und ich habe festgestellt, dass ich meine Anlagepolitik und mein Aktienportfolio in den letzten drei Jahren besser an dem Dow Jones Sustainability Index orientiert hätte: der hat besser abgeschnitten!

 

Damit wir auch in 2010, 2020, 2030 weiterhin erfolgreich sind, auch auf den internationalen Märkten, müssen wir diesem Aspekt, wie ich glaube, noch sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Dynamik des Standortes Nordrhein-Westfalen müssen wir besonders in diese Richtung fördern.

 

Dies gilt nicht nur bei den großen, international tätigen Unternehmen, wo ich den Eindruck habe, dass dort diese Lernkurve doch schon relativ schnell beschritten worden ist, sondern dies gilt auf allen Ebenen im Lande, auch und gerade bei den kleineren und mittleren Unternehmen. Ich bin deshalb überzeugt, dass die Agenda-Projekte, die hier Gegenstand der Konferenz sind, Best-Practice-Projekte und die Netzwerke, die sich hier vorstellen, dies sehr eindrucksvoll demonstrieren und vielleicht auch eine Art Vorbild- und Anreizcharakter gewinnen können. 

 

Es ist immer sehr schwer, ein Beispiel zu nennen, ohne den anderen Unrecht zu tun, aber ich will dieses Risiko trotzdem eingehen und eines benennen:

 

Unter dem Label „Ökoprofit" arbeiten nun schon seit einigen Jahren Städte, Betriebe und gesellschaftliche Gruppen lokal zusammen. Gemeinsam finden sie Möglichkeiten, weniger Material, weniger Wasser und Energie zu verbrauchen und das heißt gleichzeitig weniger Abwasser, weniger Müll, weniger Klimagase zu produzieren.

 

Für die Betriebe hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass die Kosten sinken, die Konkurrenzfähigkeit steigt und die Arbeitsplätze jedenfalls sicherer sind als in manchen Betrieben, die damit anders umgehen. In Gelsenkirchen z.B. haben im letzten Jahr neun Unternehmen auf diese Weise eine halbe Million Euro eingespart, die Umwelt um den Energiebedarf von 200 Haushalten entlastet und 200 Müllwagen weniger Abfall produziert.

 

Ich freue mich, dass diese Kooperation seit Anfang dieses Monats auch eine Stufe breiter ansetzt: Mit den Städten Gelsenkirchen, Herne und Gladbeck gibt es das erste interkommunale Ökoprofit-Projekt in Nordrhein-Westfalen!

Das ist ein in mehrfacher Bedeutung des Wortes wirklich "lohnendes" Beispiel: 

 

vorsorgendes Verantwortungsmanagement statt nachsorgendem Krisenmanagement

- mit ökonomischem Instinkt,

- mit ökologischer Intelligenz

- und sozialem Gespür!

 

(...)

 

 


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