Die Stele

 

Josef-Büscher-Platz (Marktplatz Horst-Nord)

 

Die von Yvan Theimer, Paris, entworfene Stele wurde am 29. Oktober 1997 im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Josef-Büscher-Platzes (Entwurf Professor Jochem Jourdan, Frankfurt) auf dem Marktplatz in Horst-Nord aufgestellt. Die Stele erinnert an die Vergangenheit des Stadtteils  Horst und des Ruhrgebietes. Sie enthält ganz unterschiedliche bildliche Darstellungen, die sich in künstlerischer Freiheit auf den Raum und seine Menschen beziehen.

 

So sehen wir eine Abformung eines 200.000 Jahre alten Feuersteinschabers, der sogenannten „Vogelheimer Klinge“, die das älteste sichere Indiz für die Anwesenheit von Menschen in diesem Raum ist. Darüber sehen wir  zwei  Büstenpaare, von denen das eine wahrscheinlich Anna von Palandt  und Rüttger von der Horst darstellen, die hier  im 16. Jahrhundert das Schloss Horst errichten ließen; möglicherweise mit dem Geld, das Anna von Palandt in die Ehe eingebracht hatte.

 

Die Stele auf dem Josef-Büscher-Platz (Foto: Brigitte Ondrusch)

Die Zeit des Bergbaus wird in vielen Bildelementen und Figuren beschrieben: Wir sehen Grubenlampen und Werkzeuge, wir sehen Menschen und Tiere, die sich zwischen Oberwelt und Unterwelt bewegen, wir sehen die Taube, also das „Rennpferd des kleinen Mannes“, die gleichzeitig auch die Kochkünste der Frauen herausforderte, genauso wie der Karpfen, der  Lebensmittel und auch zugleich Symbol des Christentums ist. Es stehen  Dinge des Alltagslebens neben klassischen Symbolen, Banales neben Tragischem. Auf den Seiten der Stele sind die Namen der  jungen ungarischen Jüdinnen eingeritzt, die hier in Horst zur Zwangsarbeit in der Kriegsproduktion verschleppt worden sind und von denen viele bei den Bombenangriffen umgekommen sind.

 

Dieses Kunstwerk kann kein Geschichtsbuch sein, aber es versucht, Assoziationen und  Erinnerungen zu wecken und dadurch zum Nachdenken über  die Geschichte der Menschen anzuregen. Unter dem Gesichtspunkt, wie geht diese Kunst mit den Interessen der Frauen um, ist es eine Qualität dieser Arbeit, dass darin auch das Leben der Frauen eigene Erwähnungen findet. Der Künstler hat sich nicht, wie oft in Kunstwerken, darauf beschränkt, allgemeine Symbole zu verwenden, in denen die, die Frauen betreffenden Aspekte, (oft unmerklich) mitenthalten sein sollen.  

 

Quelle: Ursula Neubauer

 

Aus: Von Hexen, Engeln und anderen Kämpferinnen - Stadtrundgänge aus Frauensicht in Gelsenkirchen. Hrsg.: Frauen- und Mädchenforum der Lokalen aGEnda 21 in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Gelsenkirchen und dem aGEnda 21-Büro. Gelsenkirchen 2001.

 

Textauszug, redaktionell bearbeitet durch das aGEnda 21-Büro

 

Das Lesebuch zur Frauengeschichte in Gelsenkirchen ist im Gelsenkirchener Buchhandel und im aGEnda 21-Büro (Telefon 0209 / 147 91 30) erhältlich.