Anna von Palandt (um 1512-1585)

 

Schloss Horst

 

Anna von Palandt wird in den Jahren zwischen 1508 und 1512 geboren worden sein. Ihre Mutter, Elisabeth von der Horst, stammte aus dem Haus „Horst zu Liedberg“ bei Rheydt. Der Name der Mutter bedeutet keine verwandtschaftliche Beziehung zu der Familie von der Horst im Emscherbruch. Der Vater, Elbert von Palandt, kam aus dem Patriziat der Reichsstadt Aachen.

 

Gemälde von Anna von Palandt im Museum Schloss Horst (Foto: Brigitte Ondrusch)

Am 4. März 1532 heiratete Anna von Palandt ihren ersten Mann Heinrich von Wylich. Der mit der Brautmutter abgeschlossene Ehevertrag ist als matrilinearer Ahnennachweis anzusehen und deutet auf die besondere Stellung der hochadeligen Frau im System der Macht- und Rechtsverhältnisse des Mittelalters hin. Diese schrieben vor, dass die Kinder und somit die potentiellen Erben nur dann in den Stand des Hochadels eintreten konnten, wenn die (Braut-)Mutter diesem entstammte. Der Ehevertrag war damit ein vertraglich fixierter Adelsnachweis, der dem Bräutigam die ihm zustehenden gesellschaftlichen Vorrechte und vermögens- und standesrechtliche Privilegien garantierte.

 

In der zehn Jahre dauernden Ehe gebar Anna von Palandt fünf Kinder, und zwar Johann, Wilhelm, Gertrud, Sybilla und Hendrina/Henrica. 1541/1542 verstarb ihr erster Mann Heinrich von Wylich. Das Jahr der Eheschließung mit ihrem zweiten Mann, Rütger von der Horst (1519-1582), wird zwischen 1547 und 1551 angesiedelt. Wird als Jahr der Eheschließung 1550 angenommen, so muss Anna von Palandt zwischen vierunddreißig und vierundvierzig Jahre alt gewesen sein; das Alter ihres Ehemannes wird zwischen achtundzwanzig und dreißig Jahre gelegen haben. Dieser zweiten Ehe entstammten die nach 1551 geborene Tochter Margarethe und der Sohn Johann, der 1570 verstarb.

 

Im Frühjahr 1554 wurde die alte Horster Burg durch ein großes Feuer zerstört und im Oktober des Jahres verstarb Annas Mutter. In den folgenden Jahren bis 1578 wurde das Schloss Horst neu errichtet, auch mit der Erbschaft, die Anna von Palandt mit in die Ehe gebracht hatte.

 

Nach ihrem Tod trat zunächst Tochter Margarethe von der Horst in die Rechte ihres Bruders ein. Nachdem Margarethe 1575 mit Bertram von Loe verehelicht worden war, gebar sie sechs Töchter, von denen zuerst eine Tochter mit Namen Margarethe das Schloss erben sollte. Nachdem diese ohne einen Sohn und damit männlichen Erben geboren zu haben verstorben war, trat wiederum eine Frau die Erbschaft an, nämlich die jüngere Schwester Sibilla. Diese brachte das Schloss 1607 als Mitgift in die Ehe mit Dietrich von der Recke. Ihr Enkel, Hermann von der Recke, verkaufte das Schloss und die Besitztümer 1706 an Ferdinand Freiherrn von Fürstenberg.

 

Quelle: Marlies Mrotzek

 

Aus: Von Hexen, Engeln und anderen Kämpferinnen - Stadtrundgänge aus Frauensicht in Gelsenkirchen. Hrsg.: Frauen- und Mädchenforum der Lokalen aGEnda 21 in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Gelsenkirchen und dem aGEnda 21-Büro. Gelsenkirchen 2001.

 

Textauszug, redaktionell bearbeitet durch das aGEnda 21-Büro

 

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