Die ersten Wirkstätten der "Dernbacher Schwestern"

 

Klosterstraße und Kirchstraße

 

Schulgebäude der "Dernbacher Schwestern" in der Klosterstraße (Quelle: privat)

In der Klosterstraße in der Altstadt fällt am Anfang der Straße ein Restaurant auf, das den Namen "Zum alten Kloster" trägt. Welches Kloster hat der Straße den Namen gegeben? Schwestern aus dem Orden der "Armen Dienstmägde Jesu Christi" aus Dernbach im Westerwald lebten hier ab 1861 in einem kleinen Konvent. Die Pfarrei St. Augustinus hatte sich um die Ansiedlung der Ordensschwestern bemüht, nachdem seit der Ausbreitung des Bergbaus und der Industrie in Gelsenkirchen die Erkrankungen und Verletzungen unter der Bevölkerung erheblich zunahmen, sich ebenfalls mehr Epidemien ausbreiteten. Die Krankenschwestern besorgten die häusliche Krankenpflege, die Schulschwestern erteilten in vier Mädchenklassen den gesamten Elementar- und Industrieschulunterricht. Die katholische Gemeinde hatte ihnen 1865 hinter ihrem "Klösterchen" eigens ein Schulgebäude errichtet, das erst 1981 im Zuge der Neugestaltung des Klosterstraße abgerissen wurde. 1873 waren sechzehn Ordensschwestern in Gelsenkirchen tätig, davon vier Schulschwestern und zwölf Krankenschwestern.

 

 

 

 

Das "Provisorium" in der Kirchstraße 7 (Quelle: privat)

Als Folge des Kulturkampfes mussten die Schulschwestern 1874 ihren Dienst beenden, Kloster und Schule wurden verkauft. 1869 wurde das erste provisorische Krankenhaus Gelsenkirchens in der Kirchstraße 7 eröffnet. Es erhielt den Namen "Maria Hilf". Die "Dernbacher Schwestern", die bis zu diesem Zeitpunkt die Kranken zu Hause gepflegt hatten, übernahmen zusätzlich die stationäre Pflege. In dem wenige Jahre später neu erbauten "Marienhospital" an der Ecke Ringstraße/Kirchstraße waren 1888 einundvierzig Ordensschwestern tätig.

 

Klostertsraße und Klosterfrauen, Kirchstraße und Marienhospital: Dahinter steht in Gelsenkirchen die lange Tradition der "Dernbacher Schwestern" in der Pflege der Kranken, aber auch in ihrer Lehrtätigkeit und das bemühen um eine Ausbildung für die Mädchen und die weibliche Jugend in der beginnenden Industrialisierung.

 

Quelle: Lydia Schneider-Roos

 

Aus: Von Hexen, Engeln und anderen Kämpferinnen - Stadtrundgänge aus Frauensicht in Gelsenkirchen. Hrsg.: Frauen- und Mädchenforum der Lokalen aGEnda 21 in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Gelsenkirchen und dem aGEnda 21-Büro. Gelsenkirchen 2001.

 

Textauszug, redaktionell bearbeitet durch das aGEnda 21-Büro

 

Das Lesebuch zur Frauengeschichte in Gelsenkirchen ist im Gelsenkirchener Buchhandel und im aGEnda 21-Büro (Telefon 0209 / 147 91 30) erhältlich.