Der Kampf der Heinze-Frauen um Lohngleichheit

 

Arbeitsgericht, Ahstraße

 

Den Heinze-Frauen wurden 45.000 Unterschriften überreicht, 1981 (Quelle: privat)

 

 

Demonstrationszug zum Arbeitsgericht am 10. Mai 1979 (Quelle IG Druck und Papier)

"In einer Dunkelkammer

da reifte der Entschluß,

daß bei gleicher Arbeit

der Lohn auch gleich sein muß..."

 

so begann 1979 ein selbstverfaßtes Gedicht über die Heinze-Frauen.

 

In den Fotolabor-Betrieben Heinze erledigten damals in der Abteilung „Filmentwicklung“  16 Männer und 53 Frauen die Arbeit. Alle waren in Lohngruppe I eingestuft - aber nur die Männer bekamen durchweg außertarifliche Zulagen. Das machte für sie monatlich zwischen 150,- bis 250,-DM mehr aus. Die Frauen gingen leer aus.

 

Die Forderung nach Lohngerechtigkeit wurde in den 70-er Jahren immer wieder von Frauen öffentlich zum Thema gemacht. Das Gedicht sagte es so:

 

"Sie setzten sich zusammen,

weil nur so wächst die Kraft,

die jeden Unternehmer -

auch Foto-Heinze schafft!"

 

29 der Frauen, alle Gewerkschaftsmitglieder, gingen vor Gericht und forderten exemplarisch rückwirkend die gleichen Zulagen. Im Mai 1979 gewannen sie vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen. Der Jubel war unbeschreiblich, hielt aber nicht lange an. Die Revision  vor dem Landesarbeitsgericht in Hamm im September gab dem Arbeitgeber Recht. Danach gingen die Frauen zur Revision vor das Bundesarbeitsgericht in Kassel. Dort wurde 1981 zu ihren Gunsten entschieden.

 

Von Anfang an war dieser Prozeß von Solidaritätsaktionen verschiedenster Art begleitet, anfangs in Gelsenkirchen, zum Schluß bundesweit.

 

"Die Foto-Heinze-Frauen,

die stehen nicht allein -

ihr Kampf der nützt uns allen

drum reihen wir uns ein!"

 

Die Klage wurde zu einem der Kristalliationspunkte der Frauenbewegung und der Gewerkschaftsarbeit. Eine detaillierte Darstellung des Prozesses  findet sich in der Publikation über die Frauenstadtrundgänge und in dem (vergriffenen) rororo-Taschenbuch "Wir wollen gleiche Löhne!" von 1980. 

 

Das Thema "Lohngleichheit" hat seither nichts an Aktualität eingebüßt.

 

Quelle: Dr. Marianne Kaiser

 

Aus: Von Hexen, Engeln und anderen Kämpferinnen - Stadtrundgänge aus Frauensicht in Gelsenkirchen. Hrsg.: Frauen- und Mädchenforum der Lokalen aGEnda 21 in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Gelsenkirchen und dem aGEnda 21-Büro. Gelsenkirchen 2001.

 

Textauszug, redaktionell bearbeitet durch das aGEnda 21-Büro

 

Das Lesebuch zur Frauengeschichte in Gelsenkirchen ist im Gelsenkirchener Buchhandel und im aGEnda 21-Büro (Telefon 0209 / 147 91 30) erhältlich.